Wölfe schaden der Pflanzenvielfalt und dem Klima
Blumenreiche Alpweiden machen rund ein Drittel aller Weideflächen in der Schweiz aus. Gehen diese Rückzugsorte für bedrohte Insekten, Schmetterlinge, Kleintiere und viele seltene Vogelarten verloren, dann erleidet das Ökosystem einen irreparablen Schaden.
Die Schweizer Alpweiden bieten - im Gegensatz zu den intensiver bewirtschafteten Weideflächen im Tal - einen sehr hohen Grad an Biodiversität. Etwa ein Drittel aller Weideflächen in der Schweiz sind Alpweiden. Gehen diese Rückzugsorte für bedrohte Insekten, Schmetterlinge, Kleintiere und viele seltene Vogelarten verloren, dann erleidet das Ökosystem einen irreparablen Schaden. Unsere Vorfahren hegten und pflegten die Alpenwiesen, und förderten so unsere unvergleichlich schöne und vielfältige Alpenflora. Die gepflegten Wiesen tragen auch dazu bei, Naturgefahren zu verringern. Denn in mit Gestrüpp bewachsenen Hängen ist die Gefahr von Hangabrutschen grösser. Schafe und Ziegen helfen mit, diese ökologisch wertvollen Lebensräume zu erhalten. Und in Zeiten des Kilmawandels stellt sich nun sogar heraus, dass intakte Alpenwiesen nicht nur für die Biodiversität, sondern auch für das Klima ein Segen sind.
Alpenwiesen tragen mehr zum Klimaschutz bei als Wald
Neueste Forschungsarbeiten zeigen auf, dass der Boden unter artenreichem Wiesland wesentlich mehr CO2 bindet, als Waldbäume und deren Untergrund. Insgesamt speichern Böden laut Professor Rob Jackson von der Stanford University weltweit mehr Kohlenstoff, als die gesamte pflanzliche Biomasse. Und in Böden kann Kohlenstoff über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende verbleiben, wohingegen das CO2 aus Pflanzen nach deren Absterben wieder in die Atmosphäre gelangt. Wenn Wiesland in Wald übergeht, entweicht eine grosse Menge CO2 aus dem Boden. Je nach Studie binden Wiesenböden zwischen 8% und 55% mehr CO2 als Waldböden. Bei der Klimadebatte tendieren europäische Forscher dazu, den Wald als bessere Lösung für eine CO2-Reduktion darzustellen. So hatten ETH Forscher im Jahr 2019 publiziert, dass auf der Erde Platz für zusätzliche 0,9 Milliarden Hektar Wald vorhanden wäre, und damit 752 Milliarden Tonnen CO2 gespeichert werden könnten. Das Anpflanzen von Bäumen sei "eine der wirksamsten Lösungen für den Kohlenstoffabbau“, so die Forscher um den ETHProfessor Thomas Crowther. Die Arbeit wurde von anderen Klimaforschern heftig kritisiert, unter anderem damit, dass die Menge des Kohlenstoffs, welche Bäume speichern könnten, in der Publikation um das Fünffache überschätzt wurde. Daraufhin musste die ETH Fehler eingestehen. Forscher von Alpfor – einer Forschungsgruppe am Botanischen Institut der Universität Basel – fanden, dass Grünerlen jährlich über 1000 Hektare Land von aufgegebenen Alpen überwuchern. Dieser Neophyt ist besonders schädlich, denn das meterhohe dichte Gebüsch reduziert die Pflanzen- und Insektenvielfalt um über 50 Prozent, verbraucht 20- 25% mehr Wasser als Blumenwiesen, und gibt zudem Lachgas an die Umwelt ab. Die Messungen der Forscher zeigten eine 35-mal höhere Emissionsrate an Lachgas, als bei Wiesland. Dieses Treibhausgas ist rund 300 mal schädlicher als CO2. Nicht zuletzt, so stellten die Forscher fest, bieten die Grünerlen auch keinen Lawinen- oder Erosionsschutz. Und ihr Mehrverbrauch an Wasser führt zur Wasserreduktion in Flüssen, und damit u.a. zu einem Rückgang bei der Energiegewinnung mit Wasserkraftanlagen. Bäume können im Erlendickicht ebenfalls nicht gedeihen, da die Pflanzen Nitrat in ihre Umgebung abgeben, was den Boden versauert.
Schafe und Ziegen verhindern Verbuschung
Wie verschiedene Versuche der Alpfor-Forscher zeigten, ist die Entfernung der Grünerlen schwierig. Das Abschneiden fördert ihr Wachstum sogar noch. Die Büsche sterben jedoch ab, wenn Engadinerschafe – das ist eine robuste und leider seltene Rasse - die Rinde der austreibenden Erlen frühzeitig im Jahr abfressen - eine elegante und kostengünstige Methode, um den schädlichen Bewuchs zu dezimieren. Auf diese Weise könnten dank der Schafe zugunsten des Klimas und der Biodiversität grosse Flächen zurückzugewonnen werden. Im Sommer, wenn es auch in der Höhe wärmer wird, fressen die kleinen Wiederkäuer vorwiegend in der Nacht. Tagsüber halten sie sich lieber im Schatten auf. Um die Verbuschung effizient zu bekämpfen, sollten sich die Tiere frei und ungehindert bewegen können, und dies vor allem auch in der Nacht. Seitdem sich Grossraubtiere ungebremst im Alpenraum ausbreiten, ist das nicht mehr möglich. Die Weidetiere müssen wegen den Wölfen Tag und Nacht mit Zäunen eingesperrt werden. In der Nacht werden sie in einen engen Pferch ohne Futter gebracht, um ihnen einen vermeintlichen Schutz vor den Wölfen zu bieten. Das führt dazu, dass immer mehr Schafhalter ihre Schafe gar nicht mehr auf die Alp geben, weil die Tiere von den Wölfen bedroht, und ihre Gesundheit und ihr Ernährungszustand beeinträchtigt werden.
Die Grossraubtierpolitik muss überdacht werden
Die Natur- und Umweltschutzverbände haben ein enormes Budget und damit einen grossen Einfluss auf die Meinungsbildung. Ihren Einfluss haben sie bisher u.a. vor allem dafür eingesetzt, die ungehinderte Verbreitung der Grossraubtiere in unserem Land voranzutreiben. Die Präsenz der Raubtiere beschleunigt den schädlichen Verbuschungsprozess. Alleine im Wallis wurden seit 2010 schon mehr als 30 Alpen aufgegeben oder anderweitig genutzt. Und wegen dem zu hohen Raubtierdruck fanden heuer bereits etliche frühzeitige Abalpungen im Wallis und in Graubünden statt. Um bereits verbuschte Flächen zurückzugewinnen und bestehende Wiesen zu erhalten, braucht es wieder mehr frei weidende Schafe und Ziegen, und keine Wölfe oder Bären. Im weiteren gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege, dass Grossraubtiere einen positiven Effekt auf die Waldverjüngung hätten. Stattdessen bewirken sie, dass Alpweiden nicht mehr bewirtschaftet werden, und in der Folge verbuschen. Und die Verbuschung führt – wie oben ausgeführt - zu einer drastischen Reduktion der Pflanzen- und Insektenvielfalt, und zur Entstehung klimaschädlicher Flächen. Wölfe schaden also dem Klima und verringern die Biodiversität. Es ist höchste Zeit, dass die Natur- und Umweltschutzverbände das Versagen ihrer Grossraubtierpolitik eingestehen, und endlich wirksame Massnahmen zur Förderung von Biodiversität und Klimaschutz unterstützen.
- Artikel PDF
Files
- Link zum Artikel